Argmente gegen die Sparmassnahmen in der Langzeitversorgung

Mit der Einführung der Diagnosis Related Groups (DRG) lag plötzlich die Nachversorgung brach: Ein medizinisch nicht akut kranker Mensch rentiert im System dieser finanziellen Abgeltung für die Betriebe nämlich nicht. Folge davon ist, dass in der Langzeitpflege zunehmend medizinische Versorgung stattfindet. Mit den vorgeschlagenen Sparmassnahmen werden der Nachversorgung die Mittel drastisch gekürzt. Das wird kritisch für die Pflegequalität! Verschiedene Studien zeigen nämlich, dass weniger Personal schlechtere Hygiene und damit mehr nosokomiale Infekte zur Folge hat. Damit erhöht sich die Komplikationsrate und die Mortalität.

Spitzenmedizin wird ohne Berücksichtigung der Tatsache finanziert, dass jede ärztliche Intervention pflegerische Versorgung nach sich zieht. Das ist gegenüber den Patientinnen und Patienten unfair!

Zwei Beispiele:

Eine Fachangestellte Gesundheit (FAGE) hat nach Ausbildungsabschluss den Arbeitsplatz gewechselt. Nach 3 Tagen Einführung muss sie bereits die Tagesverantwortung für zwei Pflegeeinheiten übernehmen. Sie kann sich weder räumlich orientieren noch überblickt sie die Bewohnerinnen und Bewohner mit ihrem individuellen Pflegebedarf.  Sie muss Blutzucker messen, Insulin spritzen, Medikamente verteilen und komplexe Dekubitus Wunden versorgen. Für Letzteres gibt es Pflegematerial in Hülle und Fülle, aber niemand ist da, den sie fragen kann, wie sie es für diese Wunde am effektivsten verwenden kann. Angst, Stress und Demotivation sind Folgen dieser Situation.

Eine Bewohnerin trat mit einer versorgten Verletzung an der Augenbraue in Heim ein, die Fäden waren noch drin. Auf der Abteilung arbeiteten nur Pflegehelferinnen SRK, wohl nicht zuletzt aus Spargründen. Ihnen konnte niemand einen Vorwurf machen, dass die Fäden ins Fleisch einwuchsen, denn sie sind nicht ausgebildet für diese Tätigkeit.

Rund zwei Drittel der Bewohnerinnen und Bewohner in Schweizer Pflegeheimen sind an Demenz erkrankt. Der Anteil mit einer ärztlich diagnostizierten Demenz liegt bei gut 40% (Entwurf einer Nationalen Demenzstrategie 2014-2017, S. 13). Die Pflege von dementen Patienten erfordert nicht nur viel Fachwissen, sondern auch Zeit für die kranken Menschen. Wer soll ihre Pflege nach der Senkung  der Kostenbeteiligung des Kantons noch wahrnehmen?

Die Kürzung der Pflegebeiträge um 1,8% in Kombination mit der Kürzung des Infrastrukturbeitrags an die Institutionen um 30% lehnen wir ab!